Wem gehören die Rohstoffe im und unter den Ozeanen?

An Land ist die Sache zumeist recht übersichtlich: Innerhalb seiner eigenen Grenzen ist ein Staat auch für die Bodenschätze zuständig und kann Unternehmen erlauben, Rohstoffe zu fördern. Diese Unternehmenmüssen Abgaben zahlen und sich an die jeweiligen Gesetze halten.

Aber wem gehören die Rohstoffe unter den Ozeanen? Dies wird in einem Internationalen Seerechtsübereinkommen (SRÜ) geregelt, das 1994 nach langen Verhandlungen in Kraft trat. Es ist sozusagen die Verfassung der Ozeane und das größte internationale Regelwerk, das überhaupt existiert. Bislang waren vor allem Themen wie Fischerei, Schifffahrt und Erdgas- und Erdölförderung wichtig – doch in Zukunft wird auch der Tiefseebergbau eine große Rolle spielen.

Das SRÜ teilt die Meere in verschiedene Zonen ein: Ein 12 Seemeilen¹ breiter Streifen am Ufer entlang wird als Küstenmeer bezeichnet und unmittelbar zum Hoheitsgebiet eines Staates gerechnet. Daran schließt sich die Ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ) an, ein 200 Seemeilen breiter Meeresstreifen. Der gehört zwar nicht zum Hoheitsgebiet des Staates, dieser darf aber über Nutzungen wie Fischerei-und Rohstoffförderung bestimmen. Alles, was darüber hinaus geht, ist die Hohe See (High Seas). Für den Meeresboden jenseits des Festlandsockels gibt es eine eigene Bezeichnung: Er wird das Gebiet (The Area) genannt. Für Das Gebiet und die Hohe See gelten internationale Übereinkünfte.

Kompliziert wird dieses scheinbar klare Regelwerk dadurch, dass der natürliche Sockel, auf dem das Festland liegt, manchmal weiter ins Meer hineinragt als die AWZ. Da sich an diesem Festlandsockel oft wichtige Erdöl- und Erdgasvorkommen befinden, kann ein Staat eine Erweiterung der Nutzungshoheit bei einer internationalen Kommission beantragen. Genau diese Regel ist derzeit im Bereich der Arktis umstritten, wo Staaten wie Russland, Kanada und Dänemark (für Grönland) versuchen, die Nutzungsrechte an den dortigen Erdgas- und Erdölvorkommen möglichst weit nach Norden auszudehnen.

Für den Tiefseebergbau im internationalen Gebiet ist die Meeresbodenbehörde ISA zuständig. Siesoll dafür sorgen, dass ökologische Bedenken ernst genommen werden und eine gerechte Verteilung der Rohstoffe ermöglicht wird. So wurden für die Erkundung von Manganknollen komplizierte Regeln entwickelt: Wenn ein Land für ein Meeresgebiet eine Lizenz zur Erkundung beantragt, wird beispielsweise eine gleich große und gleichwertige Fläche zurückgehalten, um auch Entwicklungsländern zu ermöglichen, später in den Tiefseebergbau einzusteigen. Zudem muss jedes Land Schutzregeln beachten und vor Beginn der Förderung ausführliche Untersuchungen zu den ökologischen Folgen durchführen.

Erklärungen:

¹ Eine Seemeile entspricht 1, 852 Kilometern.

Aufgaben

  • Benenne die Gemeinsamkeiten zwischen Küstenmeer und AWZ.
  • Das Internationale Seerechtsübereinkommen wird von manchen Experten/innen als ungerechtempfunden. Sie haben dabei zum Beispiel den Pazifischen Ozean mit seinen vielen, sehr kleinen Inselstaaten im Blick. Worin könnte hier eine Ungerechtigkeit liegen?
  • Könnte die Internationale Meeresbodenbehörde in der Ostsee Erkundungslizenzen für Rohstoffe vergeben? Nutze für deine Antwort den Atlas oder einen Kartendienst.